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Chancen aktiv ergreifen:
Interview mit Brigitte Kurz

Brigitte entdeckte bereits früh ihre Begeisterung für Unternehmertum und das Finanzwesen. Heute ist sie Chief Financial Officer der Trench Group und steuert die Finanzen des Unternehmens. Im Interview berichtet sie über ihren persönlichen und beruflichen Werdegang: Von ihrer eigenen Ungeduld über mutige Karriereschritte in einem männlich geprägten Bereich, bis hin zu Gedanken über Führungs- und Teamkultur.

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Brigitte, erzählt uns bitte, wie du dorthin gekommen bist, wo du heute stehst?

Ich hatte schon immer ein Interesse an Zahlen und betriebswirtschaftlichen Zusammenhängen – daran, wie man ein Unternehmen steuert. Das habe ich bereits in der Schule gemerkt, da wir in Österreich am Gymnasium gleichzeitig auch eine Berufsausbildung bekommen. Die Fächer im Finanzbereich haben mir immer super viel Spaß gemacht. Da wurde mir klar, dass ich das beruflich machen will.

Statt BWL zu studieren, bin ich direkt ins Berufsleben eingestiegen und habe eine Stelle im Controlling übernommen. Meine damalige Chefin hat mir ermöglicht, auch andere Bereiche des Finanzwesens kennenzulernen und das große Ganze zu verstehen. Da wurde mir schnell klar, dass ich ausbildungsmäßig noch etwas drauflegen muss. Ich habe berufsbegleitend einen Controlling-Lehrgang gemacht und später zeitgleich Internationale Unternehmensführung studiert. Das war ein ideales Set-up, um im Finanzbereich im internationalen Kontext zu starten.

Wann hast du deine erste Führungsrolle übernommen?

Tatsächlich parallel zu Lehrgang und Studium mit Anfang 20. Ich habe die Controlling-Leitung in einem anderen Unternehmen übernommen und den Bereich von null auf aufgebaut. Auch da hatte ich großes Glück mit meinem damaligen Chef, der mir als junge Frau das nötige Vertrauen entgegengebracht und mich unterstützt hat.

War dir früh klar, dass es bis zur CFO-Position gehen soll?

Zu Beginn hatte ich noch keinen konkreten Plan. Aber ich wusste sehr schnell, dass ich nicht nur einen Teilbereich verantworten, sondern das Zusammenspiel der verschiedenen Elemente steuern möchte. Das Mitgestalten und Mitentscheiden hat mich unglaublich fasziniert. Deshalb war mir früh klar, dass ich Verantwortung übernehmen möchte. Meine erste CFO-Rolle hatte ich dann mit 27 Jahren.

27 Jahre ist sehr jung. War das herausfordernd?

Absolut. Um dieses Ziel zu erreichen, musste ich häufiger den Arbeitgeber wechseln. In kleinen bis mittelgroßen Unternehmen war der nächste Karriereschritt oft nicht möglich. Das ist aber nicht immer leicht. Du gehst ständig ein neues Risiko ein, weil du dich immer wieder auf neue Situationen, auf ein neues Umfeld einstellen musst. Das ist das Gegenteil von Komfortzone.

Gab es rückblickend Schlüsselmomente in deiner Karriere?

Ich bin ehrlich: Ich bin nicht die Geduldigste. Ich wollte nie einfach abwarten, sondern aktiv Chancen suchen und ergreifen. Einmal zu Beginn meiner Karriere bin ich direkt zum CEO, als ich von einer Vakanz hörte und hab gesagt, dass ich das machen möchte. Ich habe die Stelle bekommen – erst interimistisch, dann dauerhaft.

Rückblickend waren Schlüsselmomente immer die, in denen ich mich beruflich verändert habe. Wenn ich die Anforderungen in den Stellenausschreibungen gesehen habe, dachte ich oft: Das kann ich gar nicht alles. Das ist ein Gedanke, der viele Frauen oft zurückhält. Doch ich habe mit der Zeit gelernt, mich trotzdem darauf einzulassen. Deshalb mein Rat an andere Frauen: Mut haben! Niemand kann alles – und es ist völlig okay, Dinge neu zu lernen.

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In dieser Interviewserie stellen wir die inspirierenden Frauen vor, die unser Unternehmen prägen und beweisen, dass Karrierewege in technischen Bereichen für jeden offen sind. 

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Rückblickend waren Schlüsselmomente immer die, in denen ich mich beruflich verändert habe – auch wenn ich nicht alle Stellenanforderungen erfüllte. Deshalb mein Rat an andere Frauen: Mut haben!

Wie bist du dann im Job damit umgegangen?

Man muss sich eingestehen, dass man nicht überall Experte sein kann. Man hat meist ein Team mit vielen erfahrenen Menschen um sich. Es fällt einem kein Zacken aus der Krone, wenn man sagt: „Du bist in dem Thema fitter als ich, magst du mir das noch einmal näherbringen?“ Das stärkt außerdem das Team und schafft Zusammenhalt.

Das ist auch Teil meiner Führungsphilosophie geworden. Wenn man ein Top-Team aufbauen will, muss man entsprechende Freiheitsgrade geben. Dazu braucht es Vertrauen, genauso wie eine offene und klare Kommunikation über die Ziele.

Es fällt einem kein Zacken aus der Krone, wenn man sagt: 'Du bist in dem Thema fitter als ich, magst du mir das noch einmal näherbringen?' Das stärkt das Team und schafft Zusammenhalt.

Zurück zum Finanzbereich. Was motiviert dich bei der Arbeit?

Ein CEO hat mir einmal gesagt: „Frau Kurz, Sie brauchen nicht nur auf Ihre Excel-Tabellen zu schauen, um zu verstehen, ob die Bestände zu hoch oder zu niedrig sind. Gehen Sie einfach ins Lager und schauen sich das an.“ Das fand ich einen sehr prägnanten Satz. Und das gebe ich auch immer allen im Finanzbereich mit: Ihr müsst raus, ihr müsst verstehen, wie produziert wird, mit den Menschen sprechen, die Herausforderungen kennenlernen. Nur dann versteht man, was die Zahlen bedeuten. Das erlebt man nicht am Schreibtisch, wenn man nur Excel-Tabellen sieht. Das finde ich faszinierend.

Das ist auch wichtig in meiner CFO-Rolle bei der Trench Group. Es geht ja häufig nicht nur um den Finanzbereich, sondern um viele große strategische Entscheidungen. Der Austausch mit Menschen ist daher sehr wertvoll. Kürzlich habe ich unsere Standorte besucht. Das finde ich immer unglaublich spannend.

Ihr müsst raus, ihr müsst euch die Produkte anschauen, verstehen, wie produziert wird, mit den Menschen sprechen, die Herausforderungen kennenlernen. Nur dann versteht man, was die Zahlen bedeuten.

Wie schaffst du es, deine CFO-Rolle mit dem Privatleben zu balancieren?

Eine HR-Leiterin hat mir mal eine wichtige Lektion erteilt. Sie nahm mein Handy und schaltete es aus mit den Worten: „Du musst nicht 24/7 erreichbar sein. Das ist nicht gut für dich.“ Ich versuche, mir Auszeiten zu schaffen für meine Familie. Meine Energiequelle ist die Natur – wandern, schwimmen oder einfach im Garten arbeiten. Ich muss nicht ständig auf mein Firmenhandy schauen, weil ich weiß, dass die Chance einer Monsterkrise limitiert ist. Und ansonsten hat das Ding ja auch einen Klingelton.

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