CTO SERIES
True Tech
True Tech Serie: interview mit Peter Dopplmair, CTO Trench Group
Waldbrände: Wie Trench mit innovativer Netztechnik Natur und Leben schützt
Buschfeuer und Waldbrände gehören zu den größten Naturgefahren unserer Zeit – und Stromleitungen können dabei eine Rolle spielen. Trench hat eine Technologie entwickelt, die genau dieses Risiko minimiert. CTO Peter Dopplmair erklärt, wie das System funktioniert, wo es bereits im Einsatz ist und warum es für die Energiewende wichtig ist.
Herr Dopplmair, warum sind Waldbrände und die Rolle von Stromleitungen dabei ein Thema für Trench?
Wir sehen derzeit gerade weltweit wieder, wie verheerend Waldbrände sein können – in Australien, Kalifornien, Südeuropa. Es ist jedoch nach wie vor eine strittige Frage ob die Waldbrände durch pure Sonneneinstrahlung, weggeworfene Zigaretten, Brandlegung, Lagerfeuer oder auch durch Lichtbögen von Freileitungen erzeugt werden. Ich persönlich glaube, dass alle diese Möglichkeiten Gründe sein können. Unser System hat den Vorteil, dass es in all diesen Fällen die Auswirkung von Feuern reduziert oder ganz verhindert. Ist das Primärereignis ein Waldbrand, der nicht durch die Leitung ausgelöst wurde, kann eine Freileitung, sofern sie nicht gleich abgeschaltet wird, die Ausbreitung dieser Feuer beschleunigen.
Die durch das Feuer erzeugte heiße Luft ist weniger isolierfähig und es kann zu zusätzlichen Überschlägen und Lichtbögen kommen – das würde dazu führen, dass sich die Feuer noch schneller ausbreiten. Wäre der Primärauslöser die Freileitung selbst, dann kann unser System die Wahrscheinlichkeit eines Waldbrandes reduzieren. Lichtbögen, die zum Beispiel durch herunterfallende Freileitungen entstehen und trockenes Gras oder Laub entzünden, werden durch unser System reduziert oder ganz vermieden. Kurzum: unser System hilft in jedem Fall, die Auswirkungen von Waldbränden zu reduzieren oder gänzlich zu vermeiden.
Das Risiko steigt mit extremeren Wetterlagen und alternder Infrastruktur. In Regionen wie Kalifornien oder Australien ist das längst ein sicherheitskritisches Thema.

Wie funktioniert die Technologie, die Trench entwickelt hat?
Unser System erkennt Erdfehlerströme und reagiert in Millisekunden. Sobald eine Leitung den Boden berührt, entsteht ein Fehlerstrom. Wir speisen dann einen Strom ein, der dem Fehlerstrom entgegengesetzt ist. Dadurch wird der Lichtbogen gelöscht, bevor er Schaden anrichten kann. Technisch geschieht das über einen Umrichter, der am Sternpunkt des Netzes angeschlossen ist. Das klingt simpel, ist aber eine hochkomplexe Regelungsaufgabe, die schnell und zuverlässig funktionieren muss.
Woher stammt die Idee – und wie kam Trench ins Spiel?
Die Grundidee entstand in Australien nach verheerenden Buschfeuern in den Nullerjahren. Erste Systeme wurden entwickelt und in Betrieb genommen. Wir sind 2015 eingestiegen, weil Netzbetreiber durch einen weiteren Lieferanten derartiger Systeme die Versorgungssicherheit der Gleichen erhöhen wollten und mussten. Seitdem haben wir die Technologie weiterentwickelt – mit neuen Features und besonders schnellen Regelalgorithmen konnten wir die Performance dieser Systeme erheblich verbessern.
Seitdem haben wir die Technologie weiterentwickelt – mit neuen Features und besonders schnellen Regelalgorithmen konnten wir die Performance dieser Systeme erheblich verbessern
Wo wird das System bereits eingesetzt?
In Australien läuft es erfolgreich im kommerziellen Betrieb. In den USA – speziell in Südkalifornien – starten gerade Pilotprojekte. Es wurden bereits erste Anlagen installiert, weitere sind in Planung. Dort denkt man in Dimensionen von mehreren hundert Systemen. In Europa ist das Thema weniger präsent, weil viele Brände andere Ursachen haben. Aber auch hier gibt es Anwendungsfälle.
Welche Herausforderungen gibt es?
Die Technik funktioniert, aber die Netze müssen angepasst werden. In Nordamerika sind die Netze auf starre Erdung ausgelegt. Für unser System braucht es eine andere Isolationskoordination. Das ist aufwendig und zeitintensiv. Außerdem ist die Branche konservativ – alles muss getestet und absolut zuverlässig sein. Dennoch entscheiden sich immer mehr Kunden zumindest Teile ihres Netzes umzukonfigurieren um ein derartiges System zu testen da die potenzielle Risikoreduzierung die Aufwendungen relative einfach rechtfertigt.

Welche weiteren Einsatzmöglichkeiten sehen Sie?
Neben Waldbrandprävention kann die Technologie auch den Netzschutz verbessern – etwa in Bahnnetzen oder bei großen galvanisch verbundenen Netzbereichen. Außerdem könnten wir Oberwellen kompensieren. Das eröffnet neue Perspektiven für Netzstabilität und Schutz.
Was wünschen Sie sich von Politik und Gesellschaft?
Mehr Bewusstsein für die Risiken und klare Rahmenbedingungen, die Innovationen fördern; auch im Netzbetrieb. In den USA ist das Thema auch versicherungstechnisch relevant – dort drohen Milliardenklagen. In Europa fehlt dieser Druck. Aber jede Maßnahme, die Stromnetze sicherer macht, schützt die Natur, Menschenleben und Infrastruktur. Dafür braucht es politische Unterstützung und schnellere Genehmigungen.
True Tech
In dieser Interview-Serie erklärt Trench-Group-CTO Peter Dopplmair in regelmäßiger Folge über Entwicklungen in der Energiebranche und innovative Fortschritte bei Trench.