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True Tech Serie: interview mit Peter Dopplmair, CTO Trench Group

„Wir denken nicht nur an einzelne Produkte, sondern an das gesamte System.“

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Herr Dopplmair, was bedeutet ganzheitliche Netzsicherheit im Kontext kritischer Infrastrukturen?
Peter Dopplmair: Netzsicherheit bedeutet, dass unsere Energieversorgung jederzeit funktioniert – auch unter extremen Bedingungen. Ganzheitlich heißt: Wir denken nicht nur an einzelne Produkte, sondern an das gesamte System. Unsere Komponenten wie Durchführungen, Messwandler oder Spulen spielen dabei eine Schlüsselrolle. Sie müssen zuverlässig über Jahrzehnte arbeiten, denn jeder Ausfall kann schwerwiegende Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft haben. Gerade in kritischen Infrastrukturen wie Stromnetzen ist diese Zuverlässigkeit essenziell.

Warum wird Netzsicherheit gerade in Europa immer wichtiger – und wo kommen die Produkte von Trench ins Spiel?
Peter Dopplmair: Wir befinden uns in einem riesigen Wandel: Dekarbonisierung, Digitalisierung, Ausbau erneuerbarer Energien, Elektromobilität – das alles belastet unsere Netze stärker denn je. Gleichzeitig werden die Stromquellen dezentraler und volatiler. Damit das Netz trotzdem stabil bleibt, braucht es moderne Technik: Spulen, die netzstabilisierend wirken, oder Durchführungen, die enorme elektrische dauernde oder kurzfristige Belastungen aushalten. Ohne stabile Übertragungswege wird die Energiewende nicht funktionieren. In unserer Branche heißt es deshalb gerne „no transition without transmission“ – vereinfacht gesagt: Ohne geeignetes Netz keine Energiewende.

Wie wirken diese Komponenten im System zusammen, um Netzsicherheit zu gewährleisten?
Peter Dopplmair: Man kann sich das wie ein gut abgestimmtes Orchester vorstellen. Die Durchführung sorgt dafür, dass der Strom sicher in den Transformator gelangt – diese Komponente ist eines der am elektrisch stärksten beanspruchten Bauteile in einem Umspannwerk. Die Messwandler überwachen und steuern die Energieflüsse präzise. Und die Spulen greifen dort ein, wo Stromspitzen oder Netzschwankungen auftreten – vor allem bei Anwendungen mit erneuerbaren Energien oder leistungselektronischen Komponenten.

Netze werden zunehmend digital, altern und werden ausgebaut, was neue Chancen, aber auch neue Risiken bringt – etwa durch Cyberangriffe.

Wohin entwickelt sich das Thema Netzsicherheit aus Ihrer Sicht in den nächsten Jahren?
Peter Dopplmair: Die Bedeutung wird weiter steigen. Netze werden zunehmend digital, altern und werden ausgebaut, was neue Chancen, aber auch neue Risiken bringt – etwa durch Cyberangriffe. Deshalb investieren viele Netzbetreiber stark in Überwachung und zustandsbasierte Wartung. Bei Trench arbeiten wir bereits an digitalen Zwillingen und Sensoriklösungen, um frühzeitig zu erkennen, wenn Komponenten altern oder ausfallen könnten.

Was wünschen Sie sich als CTO von der Politik oder der Gesellschaft, damit Europas Stromversorgung auch in Zukunft sicher bleibt?
Peter Dopplmair: Von der Politik wünsche ich mir mehr Weitblick. Viele Infrastrukturentscheidungen brauchen Jahre oder Jahrzehnte und die Politik denkt oft nur in Legislaturperioden. Der Netzausbau ist zentral für die Energiewende – dafür brauchen wir noch schnellere Genehmigungsverfahren, die das Tempo beim Netzausbau erhöhen.
Ein Problem sehe ich auch bei Innovationen. Diese müssen zugelassen werden, auch wenn es dafür anfangs noch keinen zweiten Anbieter gibt. Ansonsten bremsen wir uns selbst aus. In Europa wird eine Technologie oft erst dann zugelassen, wenn es mindestens zwei Anbieter für eine Technologie gibt. Das führt jedoch dazu, dass neue Entwicklungen nicht zum Einsatz kommen, weil es für die Innovation nur einen Anbieter gibt. Für den technologischen Fortschritt wäre es besser, wenn durch eine Innovation ein Markt entstehen würde. Aktuell wird die Innovation ausgebremst beziehungsweise derjenige, der die Innovation auf den Weg gebracht hat, am Markteintritt gehindert.

Und gesellschaftlich?
Peter Dopplmair: Da braucht es mehr Bewusstsein in der Bevölkerung, wie wichtig Strom für unser tägliches Leben ist. Strom ist keine Selbstverständlichkeit. Jeder soll verstehen, was es volkswirtschaftlich heißt, wenn ein Netz ausfällt – und wie viel Know-how, Planung und Hightech dahintersteckt, dass das eben nicht passiert. Aber die Verantwortung dies zu vermitteln, liegt natürlich ganz klar bei Herstellern wie uns, den Energieversorgern und der Politik. Grundsätzlich sind wir in Europa sehr gut auf Szenarien, wie Blackouts vorbereitet. Jeder Energieversorger hat für den Fall des Falles sogenannte Netzwiederaufbaupläne die auch in Abstimmung mit dem europäischen Verbundnetz ENTSO-E binnen kürzester Zeit aktiviert werden und so selbst großflächigere Ausfälle wie zum Beispiel in Spanien binnen wenigen Stunden beseitigt werden können.

True Tech

In dieser Interview-Serie erklärt Trench-Group-CTO Peter Dopplmair in regelmäßiger Folge über Entwicklungen in der Energiebranche und innovative Fortschritte bei Trench.

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